Immer wieder kommen Eltern die sich für eine freie Schule entschieden haben an den Punkt wo sie an ihrer Entscheidung zweifeln. Lernt das Kind auch wirklich genug? Sollte es nicht schon mehr können? Bestehen in diesem oder jenen Bereich Defizite? Natürlich wissen wir alle, dass wir nie die Leistungen der Kinder vergleichen sollten, schon gar nicht mit den Leistungen von Regelschülern. Trotzdem tun wir es immer wieder! Hierbei nehme ich mich selbst gar nicht heraus. Meine ältere Tochter besucht zurzeit die neunte Schulstufe und war von Anfang an in einer reformpädagogischen Einrichtung. Zu Beginn ihrer Schullaufbahn war ich als Tagesmutter tätig und betreute unter anderem ein Mädchen, das in der Regelschule die gleiche Schulstufe wie meine Tochter besuchte. Und he, ich gebe offen zu, dass ich ganz oft verglichen habe. Ich wollte ja nur das Beste für meine Tochter und zahlte (und zahle noch immer ;) ) viel Geld dafür. Aus diesem Grund verstehe ich natürlich, wenn Eltern diese Zweifel befallen. Nur wie soll man nun mit diesen Zweifeln umgehen? Nun als Erstes sollte mal abgeklärt werden ob diese Zweifel denn wirklich berechtigt sind: Oft sehen Eltern in unseren Schulen nicht sehr viel von dem was ihre Kinder in der Schule machen. Anders als bei Regelschulen gibt es ja (fast) keine Hausübungen und auch Tests stehen nicht auf der Tagesordnung. Hat man dann auch noch ein Kind, welches nur sehr wenig (oder nicht wirklich nachvollziehbar) von den Sachen die es in der Schule macht erzählt, kann sehr schnell der Eindruck entstehen, dass nichts gemacht wird. Oft reicht dann ein Blick in die Hefte und die Eltern sind ganz überrascht was der Sprössling schon alles geleistet hat. Allerdings sollte man auch bedenken, dass wir sehr viel mit Material arbeiten. Besonders bei Schulanfängern wird z.B. in der Mathematik zuerst darauf Wert gelegt, dass die Schüler die mathematischen Operationen verstehen und daher werden viele mit Material gerechnet, in den Heften sieht man aber so gut wie nichts. Wie bereits oben erwähnt, sollten Vergleiche mit Regelschülern unterlassen werden! Wir arbeiten einfach nach einen ganz anderen Plan und daher bringt dies echt wenig. Es mag schon sein, dass wir in manchen Bereichen hinterher sind, aber dafür in anderen weit voraus. Natürlich kann es trotzdem sein, dass Ihr Kind irgendwo „hängt“. Dann ist der Beste Weg die Pädagogen einfach darauf anzusprechen! Sollten sie sich für diesen Weg entscheiden gibt es eigentlich nur drei Arten der Reaktion von den Pädagogen:
1. Die Pädagogen können sie überzeugen, dass die Zweifel unbegründet sind und ihr Kind ohnehin gut mit dem Stoff zurechtkommt. Wobei bei dieser Variante wichtig ist, dass sie sich ernst genommen fühlen und nicht nur beschwichtigt werden. Manchmal erwartet man als Eltern auch zu viel, zu früh von seinen Kind. Ich hatte z.B. auch schon Schüler wo die Eltern dachten ihr Kind kann gar nicht richtig lesen und dann ganz überrascht waren, wenn sie sahen was in der Schule vom Kind alles gelesen wird. 2. Die Pädagogen sind sich der Schwäche des Kindes bewusst und haben ohnehin bereits eine Strategie entwickelt wie sie hier unterstützend tätig werden können. Dies ist natürlich der Idealfall. Eventuell können sie gemeinsam etwas finden wie sie Ihr Kind und auch die Pädagogen zu Hause unterstützen können. Ich habe schon erlebt, dass Eltern dann einfach auf eigene Faust zu üben beginnen. Dies ist meistens kontraproduktiv. Der Stoff passt nicht mit dem zusammen was in der Schule gearbeitet wird, das Kind mag nicht und liefert eine noch schlechtere Qualität ab. In der Schule mag es dann auch nicht, weil es ja ohnehin daheim auch arbeiten muss, also ein Teufelskreis. Die Pädagogen kennen evtl. Spiele oder Übungen die Spaß machen und gemeinsam am Nachmittag geübt werden können. Damit ist jedem geholfen. 3. Die Pädagogen fallen aus allen Wolken und sind total überrascht, weil gewisse Schwächen da sind. Sorry, aber dies ist für mich ein absolutes NO-GO!!!! Bei Schulen in unseren Größenordnungen sollte jeder Pädagoge seine Schüler gut genug kennen damit ihm so etwas nicht passiert!!! Trotzdem habe ich auch so etwas bereits erlebt. Bei uns in der Schule standen zu Semester wieder ausführliche Elterngespräche auf dem Programm. Natürlich gab es bei ein bis zwei Gespräche die (wie ich hoffe) sowie in Punkt 1 oder 2 beschrieben abgelaufen sind. Aber es gab auch einige wo dies voriges Jahr Thema war und die Eltern uns versichert haben, dass sie sehen welche Fortschritte ihre Kinder gemacht haben und dass sie froh darüber sind an ihr Kind (und uns ;) ) geglaubt zu haben! Am wichtigsten dabei ist aber, dass ihr Kind niemals das Gefühl hat es würde nicht „genügen“. Vielmehr sollten alle Beteiligten dem Kind vermitteln, dass sie an das Können des Kindes ganz fest glauben und gemeinsam wird alles geschafft!
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Oktober 2020
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